Forscherinnen und Forscher der Universität Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Eötvös-Loránd-Universität, der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und des Ungarischen Staatsarchiv nahmen an der Konferenz ebenso teil, wie jene der Otto von Habsburg Stiftung oder Ungarns renommiertesten Magazin für Geschichte, Rubicon. Die Vorträge wurden auf Deutsch und Ungarisch abgehalten, wobei auch für Simultanübersetzungen mittels Kopfhörern gesorgt wurde.
Der Erfolg der Veranstaltung zeigte sich nicht nur durch die hohe Teilnehmerzahl, sondern auch durch die vielen Fragen des Publikums an die Vortragenden. Diese bemühten sich in ihren Präsentationen bewusst neue Erkenntnisse der Forschung in den Vordergrund zu stellen.
Den Beginn machte Veronika Rudolf, mit einem Vortrag über Agnes von Habsburg (1281-1364), der den Titel „Österreichische Herzogin, ungarische Königin, die Wächterin der dynastischen Erinnerung - Agnes von Habsburg“ trug. Mit 15 Jahren wurde sie an den ungarischen König Andreas III. verheiratet. Da ihr Gatte lediglich fünf Jahre später starb, kehrte sie zunächst nach Österreich, dann in die heutige Schweiz zurück. Hier gründete sie das einstige Kloster Königsfelden, das u.a. durch seine bunten und motivreichen Glasfenster beeindruckt.
Die nächste Präsentation wurde von Anna Spitzbart abgehalten; sie ist Teil eines von Katrin Keller betreuten Editionsprojekts zu Kaiserin Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, der Gattin Leopolds I. „Eine vergessene Kaiserin: Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg (1655-1720)“ zeigte, welch weitverzweigtes Netzwerk die Monarchin mittels Briefkorrespondenzen quer durch Europa aufrechterhielt und wie sie durch diplomatisches Geschick beispielsweise auf die ungarische Politik Einfluss nahm.
Ihr folgte ein kunstgeschichtlicher Beitrag von Friedrich Polleroß, der auf Darstellungen Maria Theresias (1717-1780) als König(in) von Ungarn einging. Einige der 250 bekannten Gemälde hängen im Schloss Gödöllő selbst, wobei Polleroß von mindestens 100 weiteren sprach, deren Künstler oft ungeklärt seien und die deshalb weiterer Forschung bedürfen.
Daran anschließend folgte eine weitere Präsentation zu Maria Theresia, von Museumsleiter und Kurator des Königlichen Schloss Gödöllő, János Papházi. Er befasste sich mit Briefen der mitunter bekanntesten Habsburgerin an enge Vertraute, in denen neben alltäglichen Schwierigkeiten, vor allem die tiefe Trauer nach dem Verlust ihres Mannes, Franz Stephan I. sichtbar wird. Aus heutigem Verständnis heraus muss man wohl von einer depressiven Erkrankung sprechen.
Vor der Mittagspause folgte noch ein Beitrag von Krisztina Kulcsár mit dem Titel „Maria Christina - ein außergewöhnlicher Lebensweg“ (1742-1798). Dass sie Maria Theresias Lieblingstochter war, legt der Umstand nahe, dass sie mit Albert Kasimir von Sachsen-Teschen, der aus niedrigerem Rang stammte, eine Liebesheirat eingehen durfte. Das Leben der beiden ist auch heute noch – trotz kinderloser Ehe bedeutend – da Alberts (1738-1822) Kunstsammlung den Grundstock der nach ihm benannten Albertina bildete.
Nach der wohltuenden Stärkung wurde den Teilnehmenden der Lebensweg Kaiserin Elisabeths, genannt „Sisi“ (1837-1898) vorgestellt, der auch Verbindung zum Schloss Gödöllő aufweist. Marija Wakounug räumte in „Elisabeth von Wittelsbach, Kaiserin von Österreich: Zum Narrativ einer unterschätzten Frau“ bewusst mit Klischees und Fehlinterpretationen auf. Dabei festigte sich das Bild einer rastlosen, sich ständig auf Reisen befindlichen Monarchin, die sich auch politisch engagierte, sofern ihr eine Agenda nahestand; so etwa der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 1867. Ihre Wissbegier, ihre Sprachfähigkeiten und ihre Sportlichkeit suchten ihres Gleichen. Das enge Korsett des Wiener Hofs missfiel er zweifelsohne, dass sie sich deswegen aber auch mit Kaiser Franz Joseph I. zerstritt, bleibt ein Mythos. Ihre Beziehung und ihr Umgang miteinander sei bis zuletzt, bis zum Mord an Sisi 1898, liebevoll gewesen.
Mihály Nánay stellte mit Erzherzogin Augusta (1875-1964) eine weniger bekannte Persönlichkeit der Habsburger-Dynastie vor, zugehörig dem ungarischen Zweig der Familie. Der „Schutzengel der ungarischen Kriegsopferversorgung“ gründete zur Zeit des Ersten Weltkrieges den ersten adäquaten Hilfefond des Landes.
Dániel Borovi verwies in seinem Vortrag auf die Pionierrolle Erzherzogin Maria Theresias (1855-1944) in der Fotografie. Neben ethnographischen Aufnahmen beispielsweise aus Siebenbürgen, verdanken wir ihr etliche private Bilder des Kaiser- und Königshauses, auf denen etwa Franz Joseph I. zu sehen ist.
Es folgte Gergely Fejérdy, dessen Untersuchungen sich den Erziehungsmethoden der letzten Monarchin Österreich-Ungarns, Zita (1892-1989) widmeten. Für alle ihrer acht Kinder mit Karl I./IV. galten strenge Vorschriften und ein intensiver Lehrplan, wobei sie insbesondere auf die religiöse und politische Bildung ihrer Kinder Wert legte. Ihr erstgeborener Sohn, Otto, wurde noch im Sinne eines Thronfolgers erzogen, wirkte später stattdessen als Europapolitiker und Verfechter der EU-Osterweiterung.
Die Vortragsreihe schloss Bence Kocsev mit einer Kurzbiografie zu Regina Sachsen-Meiningen (1925-2010). Nicht selten vertrat Regina ihren Ehemann Otto bei politischen Veranstaltungen, sodass sie nicht nur als wichtige Netzwerkerin, sondern auch als erfolgreiche Rednerin unter Emigranten, beispielsweise aus Ungarn geflüchtete, galt.
Als Rahmenprogramm nahmen die Forscherinnen und Forscher, anschließend an die Konferenz an einer Führung durch das Königlichen Schloss Gödöllő teil. Einen Teil der Führung bildete auch der Besuch der temporären Ausstellung „Sisi der Medienstar - Kaiserin Elisabeth auf der Filmleinwand und auf der Bühne“, mit Kurator Eddy Franzen.
Am nächsten Tag erwartete die Vortragenden noch ein Besuch des Archivs der Otto von Habsburg Stiftung sowie ein Spaziergang durch das Budaer Burgviertel, samt Führung eines Guides des Nemzeti Hauszmann Program.
Die Via Habsburg dankt dem Königlichen Schloss Gödöllő für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, den Vortragenden für ihre Forschungsarbeit und dem Publikum für das Kommen! Bis bald!