Ungarn

 

Die Beziehung der Habsburger und der Ungarn reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als Rudolf I. (1218-1291) bei seinen Kämpfen gegen Ottokar II. Přemysl auch auf die Hilfe ungarischer Truppen vertrauen konnte. Der Sieg Rudolfs gegen den böhmischen König begründete dann die habsburgische Herrschaft in Österreich, der Steiermark und Böhmen. 1273 wurde Rudolf der erste römisch-deutsche König aus dem Geschlecht der Habsburger. 

Der erste Habsburger auf dem ungarischen Thron wurde 1437 Albert (Albrecht II.), der nach dem Tod seines Schwiegervaters Sigismund von Luxemburg, dem römisch-deutschen Kaiser, böhmischen und ungarischen König, alle vier Königskronen geerbt hatte. Die römisch-deutsche Königswürde sollte in weiterer Folge bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1806, mit nur wenigen Jahren Unterbrechung, bei den Habsburgern bleiben. Gleichzeitig war Albrecht II. der letzte römisch-deutsche Herrscher, der nicht die Kaiserwürde innehatte; er blieb zeitlebens „nur“ römisch-deutscher König.

Beständig blieb die ungarische Stephanskrone erst nach 1526 bei dem Haus Habsburg, als bei der Schlacht von Mohács 1526, König Ludwig II., ein Jagellonier, im Zuge der Kämpfe gegen die Osmanen fiel und Ferdinand I. (1503-1564) durch Heirat mit Anna von Ungarn und Böhmen Anspruch auf Nachfolge hatte. 

Es folgten insgesamt schwere Jahre für Ungarn, das in Folge der Kriege mit den Osmanen dreigeteilt wurde, in ein habsburgisches Ungarn, Siebenbürgen, einem Vasallen der Hohen Pforte und Zentralungarn (mit Buda), das dem Osmanischen Reich angegliedert wurde. 

Das Ende der osmanischen Herrschaft in Ungarn kam 1683 kurze Zeit nach der gescheiterten Belagerung Wiens. Noch im selben Jahr konnten die Habsburger auch Gran (Esztergom) einnehmen. 1686 erfolgte dann mit Hilfe der „Heiligen Liga“ nach fast 150 Jahren die Rückeroberung von Buda und Ofen. Im Frieden von Karlowitz 1699 anerkannte das Osmanische Reich schließlich endgültig den Verlust Ungarns. 

Eine der beiden „Lieblingsköniginnen“ der Ungarn sollte Maria Theresia (1717-1780) werden, die das Land zeitgleich mit ihren anderen Ländereien (u.a. Österreich, Böhmen, Kroatien, Schlesien) von 1740 bis 1780 regierte. Nicht zuletzt mit Hilfe ungarischer Adeliger gelang ihr in den turbulenten Jahren der Erbfolgekriege die Machtsicherung. Auch die persönliche Leibgarde Maria Theresias bestand stets aus Magyaren. Ihre zeremonielle Krönung zur Rex Hungariae fand am 25. Juni 1741 im Martinsdom in Pressburg statt. 

Ein bedeutendes Zeugnis dieser Zeit in Ungarn ist das königliche Schloss Gödöllő, unweit von Budapest gelegen und seit 2023 Mitglied der VIA HABSBURG. 

Errichtet wurde das barocke Gebäude Mitte des 18. Jahrhunderts von einem engen Vertrauten Maria Theresias, dem aufstrebenden Grafen Anton Grassalkovich. Die bedeutende Rolle Grassalkovichs belegt nicht zuletzt seine Darstellung am Maria-Thereresien-Denkmal in Wien. Die beiden waren nicht nur politische Verbündete, sie verband auch eine tiefe gegenseitige Sympathie, die mit der Zeit in Freundschaft mündete. So besuchte Kaiserin Maria Theresia das Schloss auch selbst im Jahr 1751. Es sollte die östlichste jemals von ihr angetretene Reise werden.

Neben Maria Theresia, lässt sich das Schloss mit einer weiteren Habsburgerin in Verbindung bringen, die hier mindestens 2000 Tage ihres Lebens verbrachte: 

Kaiserin Elisabeth „Sisi“ (1837-1898) galt als Fürsprecherin der Ungarn, dessen Interessen sie mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln stets vehement vertrat. Nicht zuletzt ihr sei es zu verdanken, dass nach der nationalen Revolution der Ungarn 1848/49 und Jahren der Distanz und gegenseitigen Ablehnung 1867 der „Ausgleich“ zwischen Österreich und Ungarn zustandekam und anschließend die kaiserlich und königliche Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867-1918) gegründet wurde.

Das Jahr 1867 stellte mit dem sogenannten Ausgleich also eine absolute Zäsur dar, denn Kaiser Franz Joseph I., der zuvor absolutistische und mit harter Hand regierende Herrscher, ließ sich auf einen weitreichenden Kompromiss ein. Es folgten Jahrzehnte der Konsolidierung, bei der es Österreich-Ungarn wie erhofft gelang, erneut eine politisch dominante Position in Mittel- und Südosteuropa einzunehmen.

Zu dem geopolitischen Aufstieg Österreich-Ungarns kam auch ein rapider Wirtschaftsaufschwung, der heute vor allem unter dem Begriff der „Gründerzeit“ bekannt ist.

(Bau)kulturelle Zeugnisse und Einflüsse der Zeit von 1867 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges prägen viele einstige k.u.k. Städte bis heute, ganz besonders aber Budapest. Dort ist man mit dieser Zeitepoche, wie kaum an einem anderen historischen Ort, tagtäglich konfrontiert.  

Der letzte König Ungarns sollte Karl IV. (1887-1922) sein, der kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Monarchie, am 30. Dezember 1916 in der Matthiaskirche im Burgviertel Budas gekrönt wurde. 

Sein Sohn, Otto von Habsburg (1912-2011) setzte sich als Schriftsteller, Publizist und als Politiker des Europäischen Parlaments während der kommunistischen Ära stark für die Europäische Einigung ein. Er wirkte wesentlich am „Paneuropäischen Picknick“ mit, dem letztlich der Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 folgte. Auch an der Aufnahme Ungarns in die Europäische Union am 1. Mai 2004 wirkte er gemeinsam mit seinem Sohn Georg (1964) entscheidend mit.